The Day After Trump

Ingo Nöhr 1.Oktober 2025

Ingo Nöhr und sein Kumpel Jupp treffen sich wieder zum monatlichen Stammtischgespräch in der Eckkneipe. Eine aktuelle Meldung erinnert sie fatal an die Bücherverbrennungen im Dritten Reich. Wie die Tampa Bay Times kürzlich berichtete, wurden in Florida bei einer Säuberung 13.000 Bücher aus der Bibliothek des New College in einen Müllcontainer geworfen, als wären sie Müll oder Giftmüll. Sie waren nicht mehr „politisch akzeptabel“.

In unzähligen Schulbüchereien des Landes werden Tausende von Büchern auf den Index gesetzt und entfernt, denn „von diesem Wissen könnte eine gefährliche Macht ausgehen und die Jugend verderben“.

Schon Benito Mussolini hatte dies 1931 erkannt und setzte die Universitäten massiv unter Druck. Der chilenische Diktator Augusto Pinochet 1975 ersetzte die zivilen Universitätsrektoren durch Militärs. Als Modell für die US-Republikaner dient auch der ungarische Führer Victor Orbán, der 2018 die liberale Central European University trotz weltweiter Proteste aus Budapest herauswarf.

The Guardian zitierte am 31. August 2024 Vizepräsident JD Vance mit den Worten: „Es gibt keine Möglichkeiten für einen Konservativen, unsere Vision der Gesellschaft zu verwirklichen, wenn wir nicht bereit sind, das Herz der Bestie zu treffen. Das sind die Universitäten.“

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Hallo, Ingo. Hast du mitbekommen, was gerade in den USA los ist? Die gesamte Gesellschaft wird von Trump und seinen Vasallen systematisch in ein nationales MAGA-Land umgewandelt – mit einer Brutalität und einem Tempo, welches niemand für möglich gehalten hätte. Besonders die Hochschulen und die Wissenschaften gelten als gefährliche Brutstätten des Widerstands.

• Ich gebe dir Recht, Jupp. Ich glaube, wir erleben gerade als Zeitzeugen einen revolutionären Umsturz, der mit „America First“ die Welt grundlegend verändern könnte. Aber bedenke bitte, dass die Hälfte der US-Bevölkerung nicht Trump gewählt hat und auch bei den Republikanern beginnt ein nervöses Rumoren angesichts der zunehmenden Demenzsymptome ihrer Galionsfigur. Die US-Zwischenwahlen in April bis November 2026 könnten noch den Trend zur Diktatur aufhalten. Auch am 4. November dieses Jahres finden bereits Wahlen in New Jersey und Virginia statt.

Ingo, du bist wieder der unverbesserliche Optimist. Trump bereitet doch schon längst seine dritte Amtszeit vor: mit der Zuschneidung der Wahlbezirke, zunehmender Kontrolle der Presse und der Social Media, milliardenschwerer Propaganda unter permanenter Beschallung und durch die juristische Verfolgung aller Kritiker und Störenfriede. Er lässt seine Nationalgarde in den demokratisch regierten Hauptstädten aufmarschieren und entfernt Zehntausende illoyaler Mitarbeiter aus allen Staatsorganisationen.

• Jupp, ja, das wird nicht ohne Auswirkung bleiben. Es ist eine Kulturrevolution fast wie bei Mao Tse-Tung. Die demokratische Partei ist zutiefst geschockt und in sich zerstritten. Aber ich weigere mich zu glauben, dass die schweigende Mehrheit diesem absurden Mummenschanz der Trumpschen Gurkentruppe noch lange hinnimmt. Die Inflation steigt, die Wirtschaft ist bereits geschädigt, Amerika ist zunehmend weltweit isoliert und entwickelt sich rapide zum Paria. Der Einfluss Chinas weitet sich immer weiter aus, nun auch in Südamerika. Die BRICS-Länder haben dem Dollar den Kampf angesagt und wollen das SWIFT-System durch das digitale CIPS Chinas ersetzen.

Na also, Ingo, damit gehen die USA doch dem historisch üblichen Niedergang aller bisherigen Imperien entgegen und überlassen angesichts ihrer bodenlosen Ignoranz den Chinesen die Weltmachtführung. Wir Europäer stehen nun völlig unvorbereitet und konzeptlos zwischen den Fronten, verschulden uns auf Generationen durch die militärische Aufrüstung mit Billionen Euros und hoffen darauf, dass die Klimakatastrophe erstmal eine Ruhepause einlegt. Aber vorher kommen dann kräftige Männer ins Weiße Haus und kleiden Trump in eine niedliche Zwangsjacke. JD Vance wird nun völlig ungebremst seine historische Mission weiterführen können und zum neuen GRÖPAZ aufsteigen.

• Mein lieber Jupp, darf ich dich auf einen schweren Denkfehler hinweisen. Du extrapolierst einfach die gegenwärtige Situation in die Zukunft und vergisst dabei, dass es sich um ein extrem komplex-dynamisches System handelt, welches völlig unberechenbar auf diese Einflüsse reagieren kann. Gehen wir doch einmal einige denkbare Szenarien der Post-Trump-Ära durch. Wir schließen dabei mögliche Klimakatastrophen erstmal aus, denn sie würden die Welt radikal betreffen und komplett neue Prioritäten erzeugen.

Gute Idee, Ingo. Also mein wahrscheinlichstes Szenario ist der Fortbestand des Trumpismus unter einem JD Vance oder anderer Rep-Hardliner wie Ron DeSantis oder Marjorie Taylor. Sie übernehmen die populistische Politik Trumps, verstärken die kulturellen Konflikte, die nationalistische Wirtschaftspolitik mit bilateralen Abkommen und die skeptische Haltung gegenüber internationalen Bündnissen. Die Medien befinden sich in der Trumpismus-Blase und die demokratische Basis ist in allen Institutionen von Grund auf ausgeschaltet.

• Okay, Jupp. Dann halte ich mal dagegen, denn ich weigere mich, die demokratische Bevölkerung zu ignorieren. Das Ende der Trump-Ära mit den nun sichtbaren Katastrophen hat die Reps gründlich blamiert und die Demokraten im Kern zusammengeschweißt. Die gemäßigte Mitte konzentriert sich auf pragmatische Politik, baut den Sozialstaat wieder schrittweise auf und erneuert die internationalen Bündnisse. Der progressive Flügel setzt sich für politische Ideen wie den „Green New Deal“, „Medicare for All“ und eine aggressive Umverteilungspolitik ein. Der Vertrauensverlust gegenüber den demokratischen Institutionen bleibt eine große Herausforderung für die Stabilität des Systems und kann nur langsam abgebaut werden.

Ach Ingo, du Träumer. Das steht im absoluten Gegensatz zu den Republikanern, wenn sie gewinnen. Die setzen natürlich den Kurs der „America First“-Politik fort. Donald Trump wird als größter Präsident einen Ehrenplatz im Mount Rushmore Denkmal erhalten. Seine Kritiker sind auf Jahre verstummt. Vergiss nicht die Evangelikalen, Trumps Gotteskrieger – 80 Prozent haben ihn gewählt. Der Selfmade-Heiland Trump hat den ultrarechten christlichen Nationalisten das Weiße Haus geöffnet und alle wichtigen Vertreter in einflussreiche Ämter eingesetzt. Bald kommt im Oval Office die Bergpredigt statt Pressekonferenz. Für die ist er jetzt der Messias. Aus dem Polit-Radikalen Charlie Kirk hat er gleich einen Märtyrer geschaffen.

• Jupp, da gebe ich dir ausnahmsweise recht. Die verfassungsmäßige Trennung von Kirche und Staat ist längst nicht mehr wirksam. In der amerikanischen Theokratie mit ihrem „Projekt 2025“ sehe ich tatsächlich eine große Gefahr. Trump dankte bei seiner zweiten Amtseinführung nach dem missglückten Attentat in Pennsylvania: „Mein Leben wurde aus guten Gründen verschont. Ich bin von Gott gerettet worden, um Amerika wieder groß zu machen.“ Kriegsminister Hegseth tauchte gerade mit seiner Familie in der Christ Church D.C. neben dem Kapitol auf. In seinem Buch „American Crusade“ schrieb er 2020 als fanatischer Kreuzritter-Fan: „Unser amerikanischer Kreuzzug findet nicht mit tatsächlichen Schwertern statt, und unser Kampf ist keiner mit Schusswaffen. NOCH NICHT.“

Ingo, wo führt das hin? Trump baut längst seine dritte Amtszeit vor. Er kontrolliert Medien, schüchtert Kritiker ein, instrumentalisiert Sicherheitskräfte. Das ist ein Lehrbuchbeispiel für Autokratisierung. Politische Konflikte werden „längst nicht mehr als zivilisierter Wettstreit der Ideen ausgetragen, sondern als apokalyptische Schlachten zwischen Gut und Böse“, so schreibt der heutige SPIEGEL in seiner Titelgeschichte.

• Jupp, ich sehe schon – wir sehen dramatischen Zeiten entgegen. Das komplex-dynamische System der zutiefst gespaltenen amerikanischen Gesellschaft wird massiv angegriffen, aber solche Systeme reagieren, indem sie unvorhergesehene Effekte freisetzen. Vielleicht sind unter der Oberfläche schon unsichtbare Gegenströmungen im Aufbau, die plötzlich wie beim Berliner Mauerfall die Welt verändern. Es könnte doch für die Europäer die längst notwendige Zündung zu einer einheitlichen und selbstbewussten Politik erzeugen.
• China wird mit seinen BRICS-Verbündeten sicherlich zu den Gewinnern zählen und die USA als Weltmacht ablösen.

Ingo, da sind wir uns fast einig. Verfolgen wir also den weiteren Hergang von unserem noch gemütlichen Welttheatersitz. Ich hoffe nur, dass wir dann das Bier nicht in Mandarin bestellen müssen.
Also ganz schnell noch: Herr Wirt, bitte zwei Bier! Und nach deutschem Reinheitsgebot bitte, bevor die Chinesen kommen.

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Zitate aus dem Buch „1984“ von George Orwell

„Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke“ Das Ministerium für Wahrheit

„Wer die Vergangenheit kontrolliert“, lautet die Parteiparole, „kontrolliert die Zukunft, wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.“

„Zu guter Letzt werden wir Gedankendelikte buchstäblich unmöglich machen, weil es keine Wörter mehr geben wird, um sie auszudrücken. … Wieso sollte man das alles unerträglich finden, wenn man nicht eine ererbte Erinnerung daran besaß, dass die Dinge einmal anders gewesen waren? Alles verschwamm im Nebel. Die Vergangenheit wurde getilgt, die Tilgung wurde vergessen, die Lüge wurde Wahrheit.“

„Die schlimmste aller Ketzereien war gesunder Menschenverstand. Freiheit bedeutet die Freiheit zu sagen, dass zwei und zwei vier ist. Gilt dies, ergibt sich alles Übrige von selbst. … Kurz gesagt, Delstop bedeutet schützende Dummheit. Denn ändert man seine Meinung oder gar seine Politik, dann ist das ein Eingeständnis von Schwäche. Die Partei ist jederzeit im Besitz der absoluten Wahrheit, und das Absolute kann natürlich nie anders gewesen sein als jetzt.“

„Doppeldenk bedeutet die Fähigkeit, gleichzeitig zwei einander widersprechende Überzeugungen zu hegen und beide gelten zu lassen. … Bewusste Lügen zu erzählen, an die man ehrlich glaubt, … Am festesten glauben jene an die Weltherrschaft, die wissen, dass sie unerreichbar ist.“

„Soll die Gleichheit der Menschen für immer verhindert werden – sollen die Oberen, wie wir sie genannt haben, ihre Stellung dauerhaft behaupten -, dann muss der vorherrschende Geisteszustand kontrollierter Wahnsinn sein.“

„Das Wohl anderer interessiert uns nicht; uns interessiert einzig die Macht. Weder Reichtum und Luxus noch langes Leben und Glück: nur Macht, reine Macht. … Wenn wir allmächtig sind, werden wir die Wissenschaft nicht mehr nötig haben.“

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America The Day After - The Fall Of TRUMP

Trump wird fallen. Er wird als größte Schande und Versagen des amerikanischen politischen Systems in die Geschichte eingehen. Seine Regierung wird auch als abscheuliches Beispiel für ungezügelte Korruption und Gier in die Geschichte eingehen. In den Tagen nach seiner Niederlage könnte es von beiden Seiten zu Gewalt kommen. Wut und Groll könnten leicht in Unruhen umschlagen.

Amerika wird dies überleben, und schließlich wird die Heilung beginnen. Wahrheiten, die durch seine Täuschung und Korruption verborgen wurden, werden ans Licht kommen. Obwohl viele seine Schuld leugnen werden, werden die meisten Menschen schließlich die Wahrheit erkennen. Sie werden still werden und leise murmeln wie die Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg; „Ich wusste es einfach nicht.“ Sie werden nicht darüber reden wollen.

Zehn Jahre nach Trump wird es schwierig sein, jemanden zu treffen, der zugibt, tatsächlich für ihn gestimmt zu haben. Ich freue mich von ganzem Herzen auf diesen Tag.

(Übersetzter Inhalt eines Plakates in Instagram, Autor unbekannt)